Systeme der Gebäudezertifizierung

 

Gebäudezertifizierungssysteme bewerten die Qualität der Nachhaltigkeit eines Gebäudes anhand standardisierter Kriterien. Je nach Gesamterfüllungsgrad dieser Kriterien, der von einem externen Auditor geprüft und eingereicht wird, wird ein Zertifikat verliehen. Dieses kontrolliert einerseits die Ansprüche an das Gebäude und dient andererseits als wertvolles Kommunikations- und Marketinginstrument. Häufig ist dabei auch die Bewertung einzelner Nachhaltigkeitsaspekte oder Lebenszyklusphasen möglich. Besonders nachhaltig bewertete Gebäude erhalten dann beispielsweise ein Zertifikat in „Platin“ (DGNB, LEED), in „Gold“ (BNB) oder mit der Bezeichnung „Herausragend (Outstanding)“ (BREEAM).

 

Für die Berechnung der Umweltwirkungen eines Gebäudes über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg sind unter anderem detaillierte Informationen über die verwendeten Bauprodukte erforderlich. Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs) bilden für die Gebäudezertifizierungssysteme relevanten Ökobilanzdaten auf Produktebene ab und werden durch unabhängige Dritte geprüft. So können sie unter anderem als verlässliche Datengrundlage für die Lebenszyklusanalyse eines Gebäudes dienen sowie als Nachweis für geforderte Eigenschaften von Bauprodukten. KLB hat deshalb schon frühzeitig begonnen, umfassende EPDs für seine Leichtbeton-Mauersteine einzuholen.

  • DGNB
  • BNB
  • BREEAM
  • LEED

Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges Bauen (DGNB)

Das DGNB-Zertifizierungssystem umfasst bis zu 40 Kriterien, die sechs Themenfeldern zugeordnet werden: „Ökologische Qualität“, „Ökonomische Qualität“, „Soziokulturelle und funktionale Qualität“ sowie „Technische Qualität“ fließen mit einem Anteil von jeweils 22,5 % in die Gesamtbewertung ein, „Prozessqualität“ mit 10 %. „Standortqualität“ wird ausgewiesen und bewertet, fließt jedoch nicht explizit in die Gesamtbewertung ein, da die zugehörigen Kriterien durch die Planung eines Gebäudes nur sehr bedingt beeinflussbar sind. Je nach Gesamterfüllungsgrad der Kriterien vergibt die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. (DGNB) ein DGNB-Zertifikat in Platin, Gold oder Silber - für Bestandsgebäude ist auch eine Zertifizierung in Bronze möglich. Es werden sowohl Neubauten als auch Bestandsgebäude und Quartiere zertifiziert. Zudem ist eine Vorzertifizierung in der Planungsphase möglich.

 

Der Gesamterfüllungsgrad ist dabei nicht allein entscheidend für die Zertifikatsvergabe. Um ein Zertifikat zu erhalten, muss in jedem der fünf bewertungsrelevanten Themengebiete ein Mindesterfüllungsgrad erreicht werden, welcher 15 Prozentpunkte unter dem nötigen Gesamterfüllungsgrad liegt (ausgenommen die Zertifizierung in Bronze). So kann also ein Gebäude beispielsweise nur dann ein Zertifikat in Platin erhalten, wenn der Gesamterfüllungsgrad bei mindestens 80 % liegt und der Erfüllungsgrad der einzelnen Themengebiete bei jeweils mindestens 65 %.

 

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

Das BNB bewertet ebenfalls den vollständigen Lebenszyklus eines Gebäudes unter Berücksichtigung aller Dimensionen der Nachhaltigkeit und wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) betrieben. Es unterscheidet grundsätzlich die drei Module „Neubau“, "Nutzen und Betreiben“ sowie „Komplettmodernisierung“ für die vier Systemvarianten „Büro- und Verwaltungsgebäude“, „Außenanalgen“, „Unterrichtsgebäude“ und „Laborgebäude“. Die Zertifizierung betrifft hier also Bundesbauten, beim DGNB-System privatwirtschaftliche Projekte.

 

Eine Zertifikatvergabe nach BNB erfolgt anhand der Bewertung von knapp 50 Kriterien, die in denselben zuvor erläuterten sechs DGNB-Hauptkriteriengruppen zusammengefasst werden. Die Gewichtung dieser Kriteriengruppen für die Endnote entspricht ebenfalls der Zertifizierung nach DGNB. Einzig die ausgewiesenen Qualitätsstufen unterscheiden sich: Dem Gesamterfüllungsgrad nach BNB wird eine Note zugeordnet, die einer der drei Qualitätsstufen „Bronze“, „Silber“ oder „Gold“ gleichkommt.

Building Research Establishment Environmental Assesment Method (BREEAM)

Die BREEAM gilt mit insgesamt mehr als 550.000 vergebenen Zertifikaten in 71 Ländern als das europaweit führende Zertifizierungssystem. BREEAM arbeitet in mehreren Ländern mit Organisationen zusammen, um das Zertifizierungssystem nationalen und lokalen Bedingungen anpassen zu können. Offizieller deutscher Partner ist das Deutsche Private Institut für nachhaltige Immobilienwirtschaft GmbH & Co. KG (DIFNI).

 

Auch BREEAM verfügt über mehrere Systemvarianten: „Masterplanning (Stadtquartiere)“, „New Construction (Neubau)“, „In-Use (Bestand)“ sowie „Refurbishment and Fit-Out (Modernisierung)“. Die Bewertung eines Gebäudes erfolgt in drei separaten Teilen: das Gebäude selbst („Asset“), der Gebäudebetrieb („Building Management“) sowie das Nutzverhalten („Occupier Management“). Es werden insgesamt Punkte („credits“) in zehn Kategorien vergeben und am Ende stehen folgende Zertifikatstufen: „Outstanding (Herausragend)“ ist die höchste Auszeichnung, gefolgt von „Excellent (Exzellent)“, „Very Good (Sehr gut)“, „Good (Gut)“ und „Pass (Befriedigend)“.

Leadership in Energy and Environmental Design (LEED)

LEED ist das Zertifizierungssystem des US-amerkanischen U.S. Green Building Council (USGBC) und wird für Projekte in über 150 Ländern verwendet, was es zum am weitesten verbreiteten Gebäudezertifizierungssystem der Welt macht. Es verfügt über fünf Systemvarianten und insgesamt zwölf Punktekategorien („credit categories“). Für eine Zertifizierung müssen, je nach Systemvariante, in bestimmten Kategorien festgelegte Grundanforderungen erfüllt werden. Darüber hinaus können zusätzliche Punkte verdient werden, die entscheidend für die Zertifikatsstufe sind. Mögliche Zertifizierungen sind „Certified (Zertifiziert)“, „Silver (Silber)“, „Gold“ sowie „Platinum (Platin)“. Im deutschsprachigen Raum ist die German Green Building Association (GGBA) Ansprechpartner für dieses Zertifizierungssystem.

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