Alleskönner Leichtbeton

Wirtschaftlich, ökologisch und dem Kinderlärm gewachsen: Nestbau mit Leichtbeton-Mauersteinen

Eine zurückhaltende Farbgestaltung mit markanter Betonung der Gruppen- und Aufenthaltsräume prägen die äußere Erscheinung der neuen Kindertagesstätte in Urmitz. (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Weissenthurm)
Die Terrasseneinschnitte zwischen den Gruppenräumen sind allseitig mit Lärchenholz ausgekleidet und erweitern die Gruppenräume nach außen hin. (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Weissenthurm)
Eine langgezogene Mittelachse, daneben je ein zweiachsiger Baukörper, kennzeichnen den Grundriss der Kindertagesstätte. (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Weissenthurm)
Dank der großen, holzeingefassten Fensteröffnungen wirken die Gruppenräume der Urmitzer Kindertagesstätte hell und freundlich. (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Weissenthurm)
Die Sanitäranlagen sind funktional gestaltet und folgen dem Farbkonzept der Gruppenräume. (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Weissenthurm)
Großzügige Raumgestaltung: Der große Mehrzweckraum bietet den Kindern viel Platz zum Turnen und Toben. (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Weissenthurm)
Energieeffizienter Kita-Neubau in Urmitz: 42,5 Zentimeter starke Außenwände aus KLB-Leichtbetonsteinen sorgen für einen hohen Wärmeschutz. (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Weissenthurm)
Ob Wärmeschutz, Lastabtragung oder Schallschutz: Die KLB-Leichtbetonsteine finden auf jede Anforderung eine baubiologisch hochwertige Antwort. (Foto: Verbandsgemeindeverwaltung Weissenthurm)

Leichtbetonsteine von KLB Klimaleichtblock (Andernach) bestehen zum größten Teil aus vulkanischem Bims. Solch ein natürlicher, wohngesunder Baustoff ist geradezu prädestiniert für den Bau von Kindertagesstätten oder Schulen. Im rheinland-pfälzischen Urmitz – zwischen Koblenz und Andernach gelegen – entschied sich die zuständige Verbandsgemeinde Weißenthurm daher bei ihrem geplanten Kita-Neubau für den Einsatz dieses massiven Wandbaustoffes. Dafür sprachen auch bauphysikalische Gründe: So bieten Leichtbetonsteine einen hervorragenden Schallschutz und die monolithischen Außenwände erreichen zudem traditionell sehr gute Wärmeschutzwerte. Regional hergestellt, überzeugt der Baustoff zudem durch seinen ökologischen Fußabdruck. Somit war der Grundstein gelegt für ein umweltfreundliches und zugleich wirtschaftliches Kita-Gebäude.
 
Mittendrin im Ort sitzt sie nicht, die neue Kindertagesstätte der Verbandsgemeinde Weißenthurm. Doch in Weißenthurm ist auch eine bebaute Ortsrandlage zentral gelegen. So befindet sich die neue Kindertagesstätte also nun direkt am von West nach Ost verlaufenden Ortsrand. Parallel dazu, knapp 500 Meter nördlich gelegen, zieht der Rhein gemächlich seine Bahn. Das Areal dazwischen ist von locker verstreuten Einfamilienhäusern besetzt: Urmitz. Nach Süden hin erstrecken sich Felder und der „Örmser Ring“, ein beliebtes Naherholungsgebiet. Das ist eine durchaus optimale Lage für eine nicht ganz kleine Kindertagesstätte. Dank eines offenen Konzeptes werden hier bis zu 115 Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren betreut.
 
Ein sich zurückhaltendes „Eigengewächs“
 
Für die Planung und Umsetzung durch einen Architekten musste man nicht lange suchen: Fachbereich 4 der Verwaltung von Weißenthurm, Teilbereich 4.2 – Hochbau, Dipl.-Ing. (FH) Architekt Peter Meurer. Eine Inhouse-Planung sozusagen, mit dem Vorteil der kurzen Kommunikationswege sowie teilweiser Kostenersparnis. Die Verbandsgemeinde beziehungsweise der Architekt setzten keine auffällige „Villa Kunterbunt“ auf das Baugrundstück, sondern entschieden sich für einen unauffälligen eingeschossigen Flachbau in unregelmäßiger Rechteckform. Dieser gibt sich eher an den Außenanlagen als Kindertagesstätte zu erkennen, als durch das Gebäude selbst. In Massivbauweise errichtet, mit einem leicht erdfarben abgetönten Putz und einigen in markantem Grün gehaltenen Bauteilen ist dennoch klar: Hier steht weder ein Wohngebäude, noch ein Gewerbebau.
 
Klare Architektursprache
 
Das Gebäudekonzept ist auch für einen Laien gut ablesbar: Ein Gebäudeeinschnitt auf der Zugangsseite markiert die Eingangssituation und schafft einen witterungsgeschützten Vorbereich. Die Gruppenräume sowie der Mehrzweckraum sind durch farbige vorspringende Einrahmungen um die Fensterflächen betont. Zwischen den Gruppenräumen sorgen Terrasseneinschnitte für eine räumliche Gliederung. Mit Lärchenholzdielen am Boden, an den Wänden und der Decke heben sie sich leicht von der dezenten Fassadenfarbe ab. Als witterungsgeschützte Freiräume erweitern sie dabei die Gruppenräume. Der Grundriss ist gekennzeichnet durch eine langgestreckte Mittelachse, der beidseitig je ein zweiachsiger Gebäudekomplex angesetzt ist. Das geht zwangsläufig in die Breite, doch dem Flachdach aufgesetzte Oberlichter ermöglichen auch innerhalb des Gebäudes eine hervorragende natürliche Belichtung der „Spielflure“. Das alles ist sehr stimmig und im hohen Maße kosteneffizient.
 
Kosten sind relativ
 
Besonders bei öffentlichen Kostenträgern hat sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass neben den Baukosten besonders auch die Betriebs- sowie Entsorgungskosten die Wirtschaftlichkeit einer Baumaßnahme entscheidend bestimmen. Monolithische Bauweisen sind daher gegenüber Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) zunehmend die erste Wahl. So auch hier, wo sich Architekt und Verbandsgemeinde für eine monolithische Bauweise mit regional hergestellten Leichtbetonsteinen von KLB Klimaleichtblock entschieden. Und damit regional nicht nur im Hinblick auf die Produktion, sondern auch auf den Rohstoff-Bezug: Denn im heimischen Neuwieder Becken befindet sich eines der größten Abbaugebiete für Bims, der für die Stein-Herstellung verwendet wird.
 
Wärmetechnisch und bauphysikalisch ein Primus
 
Der für das Außenmauerwerk verwendete „KLB-Plan-Block SW1“ ist ein sogenannter Wärmedämmblock, der über eine herausragende Wärmeleitfähigkeit von λR ≥ 0,10 W/(mK) verfügt. Je nach Rohdichte- und Festigkeitsklasse ermöglicht er so den Bau monolithischer Außenwände, die den GEG-Anforderungen an Effizienzhäuser entsprechen.
 

Mit einer Steinstärke von 42,5 cm, 15 mm Innenputz sowie 20 mm konventionellem Silikatputz an der Außenfläche, erreichen die Außenwände der Kindertagesstätte einen U-Wert von 0,23 W/(m2K). Grundlage hierzu ist die Verlegung der Steine in KLB-Dünnbettmörtel, der Wärmebrücken über Fugen auf ein Minimum reduziert. In Kombination mit dreifachverglasten Holz-Aluminiumfenstern und einem hochwärmegedämmten Flachdach sind somit niedrige Energiekosten sichergestellt. Ein weiteres Entscheidungskriterium für den Leichtbeton-Mauerstein war seine hervorragende Putzanhaftung, die eine gute Weiterverarbeitung ermöglicht und aufgrund der hohlraumfreien Anhaftung auch bauphysikalisch mit hoher Sicherheit überzeugt. Durch die Verwendung von Sonderbauteilen, wie zum Beispiel Fertigteilstürzen oder Deckenabmauerungssteinen, wurde die Systemsicherheit in Bezug auf Wärmebrücken oder Spannungsrisse durch Materialwechsel weiter erhöht.
 
Ein schlüssiges Materialkonzept
 
Ein Großteil der Innenwände ist in einer Stärke von 24 cm tragend ausgeführt. Nämlich vor allen Dingen dort, wo Schallschutz gefordert war: zwischen den Gruppen- und Mehrzweckräumen. Vereinzelt finden sich auch leichtere, nichttragende Trennwände mit 11,5 cm Wandstärke. Die Innenwände ebenfalls mit KLB-Mauersteinen auszuführen lag auf der Hand: Denn mit den verwendeten KLB-Plan-Schalldämmblöcken erreichen die Innenwände bei einer Druckfestigkeit fk von 10,0 NM/m2 respektable Schalldämmwerte Rw von bis zu 62,5 dB. Das sind starke Argumente für den Wandbaustoff. Diese wären jedoch bedeutungslos gewesen, wenn die baubiologischen Werte nicht gleichermaßen gepasst hätten. Die Leichtbetonsteine von KLB bestehen zu einem Großteil aus vulkanischem Naturbims sowie Blähton – Rohstoffe mit hervorragenden umwelt- und „mensch“verträglichen Eigenschaften. Dieses baubiologisch und schallschutztechnisch überzeugende Konzept wurde komplementiert durch weiche Kautschukbodenbeläge sowie abgehängte Akustikdecken aus Holzwolle-Leichtbauplatten. Bei der Materialauswahl wurde insgesamt auf weitestgehend natürliche und nachhaltig produzierte Produkte geachtet.
 
Energetisch alles im Lot
 
Mit der komprimierten Gebäudegrundform sowie der energetisch hochwertigen Ausführung der Außenwände und des Flachdaches wurden die Grundvoraussetzungen für einen niedrigen Energieverbrauch geschaffen. Dezentrale Warmwasserversorgung an den Entnahmestellen, eine durchgängige LED-Beleuchtung in allen Räumen sowie eine solarstrombetriebene Beschattungsanlage der Oberlichter sind weitere energetische Bausteine, die in die Zukunft gedacht sind. Weitere Energie wird durch die Beheizung über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sowie dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung eingespart. Mittlerweile fast schon Neubaustandard ist die Photovoltaik-Anlage auf dem Flachdach. 77 Module mit einer Leistung von je 325 Wp liefern insgesamt 25,03 kWP. In Summe steht die Kindertagesstätte so für ein durch und durch modernes Baukonzept – über bauphysikalisch und baubiologisch hoch leistungsfähige Leichtbeton-Mauersteine bis hin zur Nutzung modernster Haustechnik.
 
Autor: Dipl.-Ing. Peter Gahr
 
Bautafel
 
Objektadresse: Lehpfad 27a, 56220 Urmitz
Bauherr: Verbandsgemeinde Weißenthurm
Planung: Herr Dipl.-Ing. (FH) Architekt Peter Meurer, Verbandsgemeindeverwaltung Weißenthurm, Fachbereich 4, Teilbereich 4.2 Hochbau
Außen-/Innenwandbaustoff: Außen: KLB-Plan-Blöcke SW1 in der Stärke 42,5 Zentimeter / Innen: KLB-Plan-Schalldämmblöcke in den Stärken 24 und 11,5 Zentimeter
Verarbeiter Mauerwerk: Ferdinand & Manfred Spohr GmbH, Waldstraße 27, 56271 Kleinmaischeid
Grundstücksfläche: 3.253 Quadratmeter
Nutzungsfläche gesamt: 1.088,86 Quadratmeter (DIN 277)
Außenmaße: Grundrissform rechteckig, unregelmäßig, mit Gebäudeeinschnitten, max. Außenumriss 47,11 x 32,61 Meter
Errechneter Jahresheizwärmebedarf: qp 155,99 kWh/(m2a)
Dämmwert Außenwand (U-Wert): 0,23 W/(m2K)
Bauzeit: Juni 2019 bis November 2020
Fertigstellung Außengelände: Juni 2021
Baukosten: zirka 3,4 Millionen Euro einschließlich Außengelände

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