Keine Trendwende ohne Neubau-Turbo?

Bild: KLB Klimaleichtblock

Die Bauwirtschaft hat den zwischen CDU und SPD ausgehandelten Koalitionsvertrag überwiegend positiv aufgenommen. Neben einem eigenständigen Bauministerium sollen vereinfachte Bauvorschriften, die Reform des Baugesetzbuchs eine vorübergehende Wiedereinführung der Effizienzhaus 55-Förderung sowie ein Investitionsfond für bezahlbares Wohnen dabei helfen, den „Bau-Turbo“ zu zünden. Gefördert werden sollen auch serielle und modulare Bauweisen. Allerdings bleiben im Koalitionsvertrag viele Aussagen vage formuliert: Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung sowie Zusagen von Förderungen fehlen bislang.

 

Ein wirkungsvolles Lösungspaket wird laut „Verbändebündnis Wohnungsbau“ aber dringend gebraucht. Denn neue statistische Zahlen zu Aufträgen und Baugenehmigungen zeigen zwar leicht positive Tendenzen, geben aber noch keine Entwarnung. So spricht Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), lediglich von einem „Hoffnungsschimmer“ zum Jahresstart mit Blick auf das Auftragsplus von 10,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Kalender, saison- und preisbereinigt liege dies sogar bei gut 12 Prozent. Die nächsten Monate müssten nun jedoch zeigen, ob sich diese Entwicklung weiterhin fortsetzt. Aktuell sprechen höhere Bauzinsen und unverändert hohe Baukosten eher dagegen. Auch müsse man sich bewusst machen, dass der Referenzmonat nur schwache Vergleichswerte bietet. Einige Großaufträge hätten die Zahlen im hiesigen Januar zudem positiv beeinflusst.

 

Bei den Baugenehmigungszahlen sieht Pakleppa eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau. Immerhin wurden im Januar rund 18.000 Wohnungen genehmigt, was ein Plus von 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat darstellt. Mehrfamilienhäuser machen etwa zwei Drittel der Neubauten aus und konnten sich um 5,8 Prozent auf insgesamt 9.767 Genehmigungen steigern. Bei Einfamilienhäusern lag die Zahl um 21,7 Prozent über dem Vorjahresmonat, bei Zweifamilienhäusern allerdings 10,1 Prozent unter diesem. Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, sieht den Wohnungsbau im weiteren Jahresverlauf unter „keinem guten Stern“. So seien die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen kurzfristig deutlich auf 2,9 Prozent gestiegen und hätten auch die Bauzinsen in die Höhe getrieben. Zurückzuführen sei dies auf die Ankündigung des Sondervermögens für Verteidigung und Infrastruktur.

 

Laut aktueller BBSR-Wohnungsbedarfsprognose bleibt der Neubaubedarf bis 2030 mit knapp 320.000 Wohneinheiten pro Jahr hoch – vor allem in den nachfragestarken und hochpreisigen Ballungsgebieten. Aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen ist die zukünftige schwarz-rote Regierung nun aufgefordert, dem vernachlässigten Wohnungsbau wieder ein deutlich stärkeres Gewicht zu verleihen. Abhilfe schaffen könnte die große Koalition etwa durch eine verlässliche Neubauförderung und bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen, um ihre Produktivität zu steigern.

 

Hier finden Sie die Links zu weiteren ausführlichen Beiträgen bezüglich der Entwicklung der Auftragslage im Januar und März sowie den aktuellen Baugenehmigungszahlen.

 

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