Situation im Wohnungsbau verschärft sich

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Der Neubau ist zum Erliegen gekommen, obwohl der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum ständig steigt. Das Ziel der Regierung von 400.000 neuen Wohnungen rückt in unerreichbare Ferne – im laufenden Jahr werden lediglich rund 250.000 Einheiten fertiggestellt. Den Prognosen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK, Düsseldorf) zufolge werden es 2024 sogar nur 170.000 Einheiten sein. Gleichzeitig sinkt auch die Anzahl der Sozialwohnungen, denn laut Angaben des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW, Köln) fallen bis 2035 jährlich 40.000 Wohneinheiten aus dem Bestand. Um das aktuelle Niveau von rund einer Million Sozialwohnungen zu halten, müssten bis dahin 519.000 Wohneinheiten entstehen – das entspricht im Schnitt also mehr als 40.000 Sozialwohnungen pro Jahr.

 
Bezahlbarer Wohnraum wird also Mangelware bleiben, obwohl er eigentlich dringend benötigt wird. Viele Menschen suchen aktuell vergeblich nach erschwinglichen Wohnungen oder leiden finanziell stark unter hohen Mieten. Schon jetzt sind von insgesamt 21 Millionen Mieterhaushalten ein Drittel mit ihren Wohnkosten überlastet. So wenden 4,3 Millionen Haushalte bereits 30 bis 40 Prozent ihres Einkommens dafür auf. Die hohe Nachfrage verstärkt dabei die Wohnungsnot nur noch mehr und treibt die Mieten weiter in bisher unbekannte Höhen – ein Teufelskreis. Zusätzlich stehen geplante Förderprogramme wie „Junges Wohnen“ aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse für das kommende Jahr auf der Kippe. Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB, Berlin), sorgt sich neben der Situation im Wohnungsbau auch über die Auswirkungen des höchstrichterlichen Urteils auf die Haushalte von Bund und Ländern. „Es darf auf keinen Fall dazu kommen, dass Investitionen eingespart und wichtige Infrastrukturprojekte auf Eis gelegt werden. Wenn es jetzt zu einem Stopp kommen würde, wäre der Effekt über Monate nicht aufzuholen", so Müller.
 
Der aktuelle Konjunktureinbruch im Wohnungsbau wird sich auf lange Sicht auch auf die Personalstruktur auswirken. Laut Herbstumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK, Berlin) gab jedes dritte Hochbauunternehmen an, im kommenden Jahr Personal abzubauen. Mit dem Ziel, den Wohnungsbau schnellstmöglich wieder anzukurbeln, haben 40 Geschäftsführer der Bauzulieferindustrie vor einigen Monaten die Initiative „Bau-Stau auflösen jetzt!“ ins Leben gerufen. Eine der Hauptforderungen der Initiative ist das Aussetzen der Grunderwerbsteuer für 2024. Die Bundesländer hatten in den letzten Jahren die Steuer auf mehr als 6 Prozent erhöht – in der jetzigen Krise ein enormer Kostentreiber. Ein Fortsetzen dieser Maßnahme würde nicht nur der Bauindustrie enorm schaden, sondern im Ergebnis auch ein Absinken des Bruttoinlandsprodukts um 2,2 Prozent zur Folge haben.
 
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