15. Wohnungsbau-Tag: Bund lehnt zusätzliche Fördermittel ab
Im April warnte ein Verbändebündnis aus Bau- und Immobilienwirtschaft auf dem 15. Wohnungsbau-Tag in Berlin vor einer Dauerkrise der Branche. Denn nach Angaben der Immobilienbranche fehlen inzwischen 800.000 Wohnungen in Deutschland. Zwar konnte 2023 das Neubau-Niveau aus dem Vorjahr mit 294.400 fertiggestellten Wohneinheiten nahezu gehalten werden. Allerdings reicht das nicht aus, um den hohen Bedarf zu decken. Zudem weisen die seit Längerem rückläufigen Baugenehmigungszahlen auf einen deutlichen Abschwung in den kommenden Monaten und Jahren hin. Trotz steigender Nachfrage – insbesondere nach bezahlbarem Wohnraum – sinken daher die Neubau-Erwartungen. „Unter den aktuellen Bedingungen ist der Neubau nicht mehr bezahlbar – weder für Bauherren noch für künftige Mieter“, erklärt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW, Berlin). Auch für die kommenden Jahre erwarte die Branche keine Verbesserung.
Um eine Dauer-Krise im Wohnungsbau abzuwenden, reichen die bisher von der Regierung bereitgestellten Mittel nicht aus. Daher mahnt das Bündnis eine sofortige Sonderförderung in Höhe von insgesamt 23 Milliarden Euro jährlich an – bestehend aus 15 Milliarden Euro für den Sozialwohnungsbau sowie acht Milliarden Euro für bezahlbaren Wohnraum. Doch Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) lehnt diese Subventionen aus Kostengründen ab und verweist auf bereits laufende Förderungen sowie Reformvorhaben, die den Neubau ankurbeln sollen. Mit den aktuellen Baufertigstellungszahlen zeigt sich Geywitz zufrieden und bewertet die Lage im Wohnungsbau als stabil. Doch dem ist nicht so: Die Folgen des Stillstandes sind bereits deutlich spürbar. Verbände rechnen allein in diesem Jahr im Wohnungsbau mit einem Rückgang der Gesamtinvestitionen um stattliche 5,5 Prozent. Auf die deutsche Wirtschaft kommen damit Milliarden-Verluste und geringere Steuereinnahmen zu.
Um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln, schlägt die Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (ARGE, Kiel) vor, den bereits in Schleswig-Holstein für den sozialen Wohnungsbau geltenden Regelstandard „E“ einzuführen: Mit leistbaren technischen wie ordnungsrechtlichen Mindeststandards soll bezahlbarer Wohnraum konstruktiv und kostenmäßig optimiert errichtet werden. So ermöglicht der Regelstandard „E“ Bauweisen, die zu einer effizienten Einsparung von Herstellungskosten sowie Ressourcen- und Materialverbrauch beitragen – ohne geltende Mindestanforderungen für den Wohnungsbau auszusetzen. Ein ARGE-Kostenvergleich zeigt, dass Gebäude nach dem Regelstandard „E“ rund 25 Prozent günstiger errichtet werden können als derzeit gebaute Geschosswohnungen. Auf diese Weise könnten Normal- und auch Geringverdiener mit angemessenem und bezahlbarem Wohnraum versorgt werden.
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