Hunger nach Holz fördert Klimawandel

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Holz gilt bislang als CO2-neutraler Brennstoff und ist in Europa für das Erzeugen von fast 40 Prozent der erneuerbaren Energien verantwortlich. Dazu wird das Verbrennen von Holz als Pellets, aber auch in Heiz- beziehungsweise Kohlekraftwerken als Substitut für Kohle gefördert. Denn Wälder würden nachwachsen und das freigesetzte CO2 wieder eingebunden werden. Doch die Waldbestände in Europa sind krank: Schon 2020 wurden nur noch 46 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr gespeichert – 2016 waren es noch 64 Millionen Tonnen. Wie Greenwashing und industriell gesteuerte Abholzung den Klimawandel gefährden, zeigen Recherchen des „Deforestation Inc.“-Projekts unter Leitung des „Internationalen Konsortiums für investigative Journalisten“ (ICIJ, USA).
 
Demnach wird bei der Holzverbrennung im Verhältnis zur erzeugten Energiemenge mehr CO2 freigesetzt als bei der Kohleverbrennung. Trotzdem sind in der EU keine CO2-Zertifikate nötig, sodass der Hunger nach Holz weiterwächst: Ein deutscher Großkonzern bezieht seine Pellets nachweislich vom weltweit größten Pellet-Hersteller Enviva, der sein Holz wiederum aus dem US-Bundesstaat North Carolina erhält. Einsatz finden diese in konzerneigenen Kohlekraftwerken, die mit 80 beziehungsweise 20 Prozent Biomasse – hauptsächlich Holzpellets – betrieben werden. Angaben des Großkonzerns zufolge würden ausschließlich Holzabfälle verwendet werden. Nachforschungen bei Enviva ergeben allerdings, dass im großen Stil Holzstämme verschiedener Dicke und Qualität für die Produktion genutzt werden. Enviva selber kommuniziert, dass die Standards von einigen der größten Zertifizierer eingehalten werden und zur Abholzung genutzte Wälder bereits um mehr als 20 Prozent nachgewachsen seien.
 
Eine immense Lücke in der Verfolgung illegaler und schädigender Holznutzung: Große Zertifizierer und Labels können die bestehenden Standards nicht immer nachvollziehen. 48 Unterzertifizierungsfirmen, die Produkte von Firmen als nachhaltig einstuften, obwohl diese bereits unter anderem der unrechtgemäßen Holznutzung beschuldigt wurden, konnten so vom ICIJ aufgedeckt werden. Seit 1998 wurden nach diesem Muster für 50 von 340 Betrieben Zertifikate erstellt, obwohl diese zuvor wegen Umweltdelikten oder illegaler Holzbeschaffung verurteilt worden waren.
 
Dabei ist Holz nicht nur Brennstoff, sondern auch Baustoff. So kommt er auf vielen deutschen Baustellen zum Einsatz – angeblich aus Gründen der Nachhaltigkeit. Jedoch ist es alles andere als sinnvoll und nachhaltig, verstärkt auf einen Wandbildner zu setzen, dessen Bestände bereits seit Jahren schwinden. Warum sich Holz für das schnelle und wirtschaftliche Bauen nicht eignet, verdeutlichen aktuelle Studien. Diese sowie weiterführendes Material wie Broschüren oder Videos haben wir Ihnen in unserer Website-Rubrik „Auf dem Holzweg“ zusammengestellt.
 
Weitere Informationen zur Holzverbrennung und ihre Folgen für den Klimawandel finden Sie hier.
 

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