Wohnungsmarkt: Keine Besserung in Sicht
Der Neubau von 500.000 bis 600.000 Wohnungen sei jährlich notwendig, um der Zuwanderung ukrainischer Flüchtlinge gerecht zu werden. Zu diesem Schluss kommt nun Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Eine Analyse des Datenspezialisten Empirica Regio (Berlin) zeigt sogar: Sollten analog zu 2022 auch in diesem Jahr bis zu einer halben Million ukrainische Flüchtlinge nach Deutschland kommen, seien allein hierfür 600.000 neue Wohnungen notwendig. Doch selbst die Umsetzung des jährlichen Neubauziels von 400.000 Wohnungen sei laut Geywitz trotz Vorfertigung und Digitalisierung erst 2024 realistisch – aufgrund der durch den Ukraine-Krieg bedingten verschlechterten Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau sowie steigender Zinsen, Lieferengpässe sowie Fachkräftemangel.
Gerade in dieser Zeit die Neubauförderung zu streichen, war laut Zentralverband der Deutschen Bauindustrie (ZDB, Berlin) das falsche Signal. ZDB-Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa fordert daher wirkungsvolle Impulse für Investitionen sowie das Aussetzen überambitionierter energetischer Standards bei der Förderung. Zudem sei eine Zinsstützung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW, Frankfurt a. M.) für private Bauherren sowie den Mietwohnungsbau sinnvoll.
Es bedarf wirkungsvoller Maßnahmen: Perspektivisch wird sich der Wohnungsmarkt nicht entspannen, sondern weiter verschärfen. So sieht Immobilienanalyst Professor Thomas Beyerle (Frankfurt) bei der Nachfrage nach Mietwohnungen in deutschen Städten einen Konkurrenzkampf zwischen der jungen Generation sowie Babyboomern voraus. Letztere treten bis 2030 in den Ruhestand. Nicht ausgeschlossen sei laut Beyerle, dass sich die Babyboomer-Generation häuslich verkleinern und zurück in den urbanen Raum ziehen möchte. Währenddessen träumen viele junge Mieter von einem Eigenheim, können es sich aber aufgrund der hohen Inflation und steigenden Bauzinsen schlichtweg nicht leisten. Dies hätte bei nicht ausreichender Neubautätigkeit weiter steigende Mietpreise zur Folge.
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