Bauaussichten 2023: Staatliche Unterstützung gefordert

Foto: KLB Klimaleichtblock

„Der Boom ist vorerst vorbei“ – mit diesen Worten beschreibt der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB, Berlin) die aktuelle Lage am Bau sowie die Bauaussichten für das Jahr 2023. Seine ursprünglich optimistische Umsatzprognose korrigiert er nun deutlich nach unten. Auch wenn die Auftragsbücher derzeit noch gut gefüllt und die Geräteauslastungen hoch sind, sind die Genehmigungszahlen im Wohnungsbau konstant rückläufig. Hohe Baukosten und gestiegene Zinsen führen zu zahlreichen stornierten Bauprojekten – sowohl im Wohnungs- und Wirtschaftsbau als auch im öffentlichen Bau. Aufgrund dessen erwartet der ZDB für 2023 die Fertigstellung von nur rund 245.000 Wohneinheiten – etwa zwölf Prozent weniger als im letzten Jahr. Die von der Bundesregierung jährlich geplanten 400.000 Neubauwohnungen würden somit deutlich verfehlt. Insgesamt sei mit einem Branchenumsatz von rund 158 Milliarden Euro und einem realen Rückgang um 5,5 Prozent zu rechnen.
 
Angesichts dieser Entwicklung fordert die deutsche Bauwirtschaft verstärkte Unterstützung von der Politik. Aber: Für das Jahr 2023 hat das Bundeswirtschaftsministerium unter Robert Habeck (Grüne) die KfW-Neubauförderung bereits auf eine Milliarde Euro drastisch reduziert. Dies ist laut ZDB deutlich zu wenig. Als Orientierung sollten stattdessen die rund zehn Milliarden Euro dienen, die noch im ersten Halbjahr 2022 zur Verfügung standen. Der ZDB fordert, weder die Neubauförderung zu kürzen noch geplante Sonderabschreibungen beim Wohnungsbau an den EH40-Standard zu koppeln. „Bauherren und Baufirmen ächzen zunehmend unter den politischen Vorgaben im Bereich Nachhaltigkeit“, so ZDB-Präsident Reinhard Quast. Günstig zu bauen sei unter den jetzigen Voraussetzungen kaum möglich. Daher sollten die Förderbedingungen auskömmlich sowie niedrigschwellig gestaltet sein. Eine Ausweitung der Sonderabschreibungen für Mietwohnungs-Neubauten sei für eine langfristige Stärkung des Wohnungsbaus sinnvoll.
 
Die derzeitige Politik hat Folgen: Laut aktueller Studie des Pestel-Instituts fehlten im letzten Jahr bundesweit insgesamt 700.000 Wohnungen – ein Negativrekord. Gerade der soziale Wohnungsbau ist dabei deutlich zu kurz gekommen: Von den für 2022 geplanten 100.000 neuen Wohneinheiten ist nur ein Fünftel fertiggestellt worden. Um den dringend benötigten sozialen Wohnungsbau voranzubringen, sei laut ZDB die Einführung einer attraktiven Sonder-Afa oder eines reduzierten Mehrwertsteuersatzes von sieben Prozent sinnvoll. Letzterem schließt sich auch das Bündnis „Soziales Wohnen“ – bestehend aus Mieterbund, Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden – an und fordert sogar ein Sondervermögen in Höhe von 50 Milliarden Euro. Dieses soll zu drei Vierteln vom Bund und zu einem Viertel von den Ländern zur Verfügung gestellt werden.
 
Weitere Informationen zu den aktuellen Bauaussichten und den Forderungen des ZDB finden Sie hier.
 

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